Gehaltsverhandlungen richtig geführt

Gehaltsverhandlungen brauchen eine gute und strukturierte Vorbereitung

Grundlage ist eine klare Trennung zwischen der Anforderung der Stelle und dem, was die jeweilige Person mitbringt. Was ist gefordert, welchen Output erwartet das Unternehmen, und welchen Beitrag kann die Person tatsächlich leisten?

Entscheidend ist, dass das Gespräch sachlich geführt wird. Argumente wie „Ich bin gefragt, weil es gerade Fachkräftemangel gibt“ sind wenig hilfreich. Im Fokus sollte stehen, welchen konkreten Mehrwert man leistet und inwiefern dieser messbar oder zumindest nachvollziehbar ist – nicht nur durch Zahlen, sondern auch durch qualitative Beiträge.

Gerade im ärztlichen Bereich sind Leistungen schwerer messbar als etwa im Vertrieb. Dinge wie der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Mitarbeitenden und ärztlicher Leitung oder gesundheitsfördernde Maßnahmen sind enorm wertvoll – lassen sich aber kaum ins Controlling übersetzen. Auch eine rein zahlengetriebene Reduktion des Krankenstands kann kontraproduktiv sein, wenn Mitarbeitende dann krank zur Arbeit kommen und kostenintensive Fehler machen.

In der Vorbereitung sollte man reflektieren:

  • Welche Projekte habe ich begleitet?
  • Welche zusätzlichen Aufgaben übernommen?
  • Welche Erfolge erzielt?
  • Wo habe ich zur Weiterentwicklung oder Effizienzsteigerung beigetragen?

Diese Argumente helfen, die eigene Entwicklung zu beschreiben und eine Gehaltsanpassung zu begründen. Auch ein Gehaltsreport kann als Orientierung dienen, um den eigenen Marktwert zu bestimmen.

Wichtig ist: Nicht jede erbrachte Leistung rechtfertigt automatisch eine Erhöhung. Viele Unternehmen erwarten bestimmte Leistungen bereits als Teil der Stelle. Eine Gehaltserhöhung braucht nachvollziehbare Gründe – etwa durch gesteigerte Verantwortung oder nachweisbaren Mehrwert.

Unternehmen haben zudem wirtschaftliche Rahmenbedingungen. In Krisenzeiten oder bei Personalabbau ist der Spielraum oft begrenzt. Dennoch kann man durch eine sachliche Argumentation mit klaren Beispielen punkten.

Wenn intern keine Perspektive besteht, kann ein Wechsel in ein anderes Unternehmen eine Lösung sein – dort wird der eigene Wert möglicherweise anders eingeschätzt und entlohnt.

Für Ärztinnen und Ärzte ohne Tarifbindung ist es besonders wichtig, regelmäßig eigene Leistungen zu reflektieren und aktiv in Gehaltsgespräche zu gehen. Wer seine Argumente gut vorbereitet und den Markt kennt, kann auf Augenhöhe verhandeln – auch wenn das Ergebnis nicht immer direkt eine Erhöhung ist.