Buchtipp: Präsenz von Michaela Ehinger

Für Menschen, die Beziehungen vertiefen und ihre  Ausstrahlung stärken möchten

 

In meiner Reihe “Buchtipps für Arbeitsmediziner*innen“ möchte ich Ihnen heute ein besonderes Werk ans Herz legen.

Das Buch heißt “Präsenz” und wurde von der Autorin Michaela Ehinger geschrieben.  

Wie das Buch seinen Weg in meine Hände fand

Vor einigen Wochen durfte ich im Rahmen eines Fachseminars unserer Zunft die Autorin persönlich kennenlernen. Sie stellte uns ihr Buch “Präsenz” vor und ich bin noch immer beeindruckt davon, was Präsentsein konkret bedeutet. Mir war vorher nicht ansatzweise klar, wie komplex sich das Thema verhält und welchen starken Wirkungsgrad Präsenz hat.

Wie präsent bin ich wirklich?

Wir kennen es alle: Wir lesen einen Artikel und denken plötzlich an eine überfällige Aufgabe, die noch erledigt werden will. Sofort schweifen wir mit unseren Gedanken ab. Oder wir sind im Gespräch mit jemandem, der uns sein Herz ausschüttet und wir denken an ein Problem in der eigenen Familie. Vielleicht passiert es andersherum. Wir sprechen mit jemandem und stellen fest, dass unser Gegenüber gedanklich nicht anwesend ist. Das ist kein schönes Gefühl.

Einfluss bewusster Atmung auf die Ausstrahlung

Richtig präsent zu sein bedeutet mit allen Sinnen da zu sein. Wir haben gemeinsam verschiedene Übungen gemacht. Zum Beispiel Atmen. Atme ich bewusst in den Bauch, dann merke ich, wie sich diese Atmung auf meinen gesamten Körper, Geist und Seele auswirkt. Viele kennen das vom Yoga. Atme ich bewusst, nehme ich Haltung ein. Dann stehe ich aufrecht und mit geradem Rückgrat, bin wachsam und fokussiert. In dem Moment strahle ich allein durch diese Körperhaltung Selbstbewusstsein aus. Damit habe ich Einfluss darauf, wie ich von außen wahrgenommen werde.

Wertschätzung durch echte Präsenz

Bin ich in einem Gespräch richtig präsent, schenke ich meinem Gesprächspartner volle Aufmerksamkeit. Allein durch meine Körperhaltung signalisiere ich, dass ich dem Thema offen gegenüberstehe und mich darauf einlasse. Dieser Ausdruck wiederum kann dafür sorgen, dass sich mein Gesprächspartner öffnet. Das Gespräch wird vertraulicher und gewinnt an Tiefe. Sind wir fokussiert, hören wir genau zu und wollen nichts von dem verpassen, was uns mitgeteilt wird. Diese vollkommene Präsenz führt zu einer höheren Qualität der Kommunikation. Wertschätzend, interessiert und mit großem Respekt stehe ich so meinem Gesprächspartner oder Gesprächspartnerin gegenüber.

Echte Präsenz fordert Energie

Diese Präsenz ist anstrengend. Ich selbst stelle dies in meinen Coachings fest. Während der Sitzung bin ich hellwach, höre alles, was mein Gegenüber sagt – auch die Zwischentöne. Gleichzeitig nehme ich wahr, wie sich die Person verhält, wenn ihr etwas unangenehm ist. Verhaltens-typisch ist es, in dem Moment die Arme zu verschränken. Nach einem mehrstündigen Coaching bin ich k. o. und sehr müde.

Es ist unmöglich, 24 Stunden präsent zu sein. Umso wichtiger ist es für uns zu erkennen, wann wir präsent sein sollten. Und wann der Moment gekommen ist, sich zu entspannen und die Seele baumeln zu lassen.

Praxisnah, wertvoll und lehrreich

Begeistert von der Buchvorstellung konnte ich es kaum erwarten, mehr über Präsenz zu erfahren. Verständlich und lebendig geschrieben, liest es sich ganz wunderbar. Die Kapitel bauen aufeinander auf, wobei ich innerhalb der einzelnen Sektionen problemlos hin und her springen kann.

Gleichzeitig kann ich es querlesen oder mitten im Buch einsteigen und mir ein Thema herauspicken, welches mich besonders interessiert. Sicherlich schießt Michaela Ehinger in Teilen über das Ziel hinaus, aber erst diese Übertreibungen machen uns bewusst, wie häufig echte Präsenz im Umgang mit anderen fehlt. Die Autorin verzichtet in ihrem Werk auf wissenschaftliche Abhandlungen. Vielmehr schreibt sie anschaulich und praxisnah. Ihre Beispiele sind aus dem Leben gegriffen und leicht anwendbar. Es macht großen Spaß, sich hier auszuprobieren.

Für wen sich das Buch eignet

Jeder, der seine Präsenz und Ausstrahlung im Umgang mit anderen Menschen weiterentwickeln möchte, sollte dieses Werk einmal gelesen haben.

Besonders Arbeitsmediziner*innen können von diesem Buch profitieren. Sie haben ihn ihrem Beruf mit vielen Ansprechpartnern zu tun. Es ist sehr hilfreich, gut zuhören zu können, aufmerksam bei der Sache zu sein und auch die Zwischentöne zu hören. Eine hohe Präsenz ermöglicht dem Arzt oder der Ärztin noch tiefer ins Gespräch einzusteigen und genauer zu erfahren und verstehen, wie es Menschen geht. Die Kommunikation wird besser und fruchtbarer. Für die erfolgreiche Präventivarbeit ist es wichtig die Aussagen heraushören zu können, die nicht explizit ausgesprochen werden.

Durch gute Fragen kann ich ein Gespräch lenken, aber dafür benötige ich eine hohe Präsenz. Mein Kopf arbeitet dann schnell und ich bin in der Lage zu erkennen, welche Fragen ich vertiefen sollte. Gleichzeitig reagiere ich auf neue Impulse, die den Gesprächsverlauf maßgeblich verändern und weiterentwickeln können. Begegnen sich zwei Menschen mit einer hohen Präsenz, werden Gespräche intensiver, tiefgründiger und offener. Beide Seiten spüren, dass die andere interessiert zuhört. Daraus entstehen eine neue Dynamik, Bindung und gegenseitiges Vertrauen. Die Ebene des Austauschs erhält dadurch eine hohe Qualität.

Fazit:

Auf eine inspirierende Art und Weise führt uns die Autorin vor Augen, was Präsenz wirklich bedeutet. Das Buch liefert eine Fülle von Informationen und praktischen Anleitungen, wie wir Präsenz herstellen können. Zahlreiche Übungen ermöglichen den Lesern, ihr Körperbewusstsein und Selbstwahrnehmung zu verbessern. Anschaulich und praxisnah geschrieben kann, wer möchte Erlerntes sofort anwenden. Es eignet sich für all diejenigen, die viel mit Menschen zu tun haben und Beziehungen pflegen. Zu Kunden, Mitarbeitenden Geschäftspartner*innen. Natürlich gilt es auch im privaten Bereich.